Die Übergangszeit

Zugeschneiter Schemmerbach… und ein Tor in neue Welten?

März

von Robin

Nun ist der Prototyp vorbei. Vor genau fünf Monaten sind wir in die Fuchsmühle eingezogen für eine Phase des Ausprobierens: zusammen mit 12 Menschen unter einem Dach, mit einer gemeinsamen Vision und der Frage: können wir uns vorstellen hier miteinander in Gemeinschaft zu leben, uns zu beheimaten und miteinander an einer zukunftsfähige, regenerativen Region zu wirken?

In den fünf Monaten haben wir uns kennen- und lieben gelernt. Wir haben gewerkelt, gekämpft, gekuschelt uns die Haare gerauft, sind aneinander verzweifelt und haben uns wieder versöhnt. Wir haben uns angezickt und getröstet, gehalten und abgestoßen, wir sind verschmolzen, haben uns verloren, vergessen und wieder gefunden und sind dabei mehr zum (w)ich gereift.

Die letzten zwei Wochen des Prototypen – nachdem der ökologische Zyklus vorbei war – haben wir uns eine „Übergangszeit“ gestaltet, also der bewusste Versuch ein Resümee zu ziehen. In der Zeit hatten wir Räume der Reflexion, der Rückschau, aber auch der Planung nächster Schritte. Luisa hat uns ganz individuelle Reflexionsheftchen gebastelt in denen wir unsere Erkenntnisse anhand einer Vielzahl anregender Fragen festhalten konnten; es gab eine Medizinwanderung, bei der einige von uns einen ganzen Tag Inspiration für die nächsten Schritte in der Natur gesucht hat; wir haben uns tiefer mit den Prinzipien unseres Gemeinschaftslebens auseinandergesetzt; und wir hatten zwei begleitete Wochenenden, auf die ich hier näher eingehen will.

 

Besuch von Johannes-Peter

Zwischen dem 19.02. und 21.02. war Johannes Peter zu Besuch – ein gemeinschaftserfahrener Gestalttherapeut und Prozessbegleiter. Er sollte uns dabei helfen „aufzuräumen“. Über die Monate sammeln sich in jeder Gemeinschaft Themen an, die zu Stagnation führen, wenn sie nicht bewegt werden – so wie ein wachsender Sumpf, in dem man irgendwann steckenbleibt. Eine externe Begleitung wird dann wichtig, weil sie innerlich Raum schafft, um die eigenen Dynamiken überhaupt zu erkennen. Das lässt sich vergleichen mit den Schiebepuzzeln für Kinder, wo das Ziel ist, die Zahlen in die richtige Reihenfolge zu schieben. Um das zu tun braucht es ein freies Feld. Die Rolle der Prozessbegleitung ist genau das: ein freies Feld anzubieten, damit sich Themen in der Gemeinschaft bewegen können, die andernfalls feststecken würden.

Ein wesentliches Thema für das Wochenende: Fragen rund um Ausschluss und Zugehörigkeit. Wer hat die Macht andere auszuschließen? Wer fühlt sich eher von Ausschluss bedroht als andere?  Wir haben unter anderem eine Aufstellung gemacht, bei der wir uns selbst als Teil dieser Dynamik einschätzen konnten. Sich mit den eigenen Ängsten zu zeigen hat viel Mut erfordert aber letztlich auch das Vertrauen in der Gruppe gestärkt.

Ein Bild das an dem Wochenende entstand, ist das der „gesunden Teilung“ anstatt der „ungewollten Spaltung“. Der Unterschied liegt darin, sich bewusst für eine Trennung zu entscheiden im Wohle aller Beteiligten statt eine Spaltung stattfinden zu lassen, die durch ein genervtes „Abstoßen“ passiert, aus der Unfähigkeit oder den Unwillen heraus die andere Person zu verstehen oder zu akzeptieren wie sie ist. Wir sind offen für eine Teilung – so wie ein Baum jedes Jahr neue Äste ausbildet, die in unterschiedliche Himmelsrichtungen wachsen. Dieser Prozess passiert langsam und kann nicht forciert werden. Und er bedarf mehr Geduld und Vertrauen als einen Ast einfach abzubrechen. Ob und wie sich die erste Keimzelle der „Region im Wandel“ teilt wird sich in den nächsten Monaten zeigen.

  Prinzipien- und Projekteschmiede mit Karin Walther

Am zweiten Wochenende unserer Übergangszeit hatten wir Karin zu Besuch – sie kam zwar nicht physisch vorbei, war aber auf einem großen Monitor das ganze Wochenende in unserem Kreis dabei. Wir hatten sie eingeladen, um konkreter zu werden im Bezug auf unsere Vision für die Region im Wandel. Am ersten Tag sind wir eingetaucht in Themen, bei denen besonders hohes Konfliktpotenzial und Dringlichkeit für Austausch bestand. Ein besonders strittiges Thema war die Frage inwieweit wir als Region im Wandel die Haltung von Tieren fördern, akzeptieren oder ausschließen wollen. Hierzu mehr in Tabeas vorigem Newsletter. Am zweiten Tag ging es in die konkrete Projekteplanung.  Aus dem Workshop sind viele konkrete Projektideen hervorgegangen, die über die nächsten Monate verfolgt werden. Beispiele sind ein Mitgliederbioladen, die Planung für eine Helfer*innenwoche zum Mühlenausbau, ein Kulturelle Landpartie zusammen mit der Oya, ein Samstags-Café und eine Pilzzucht. Für die weitere Ausarbeitung von Prinzipien für die „Region im Wandel“ hat sich eine Arbeitsgruppe gegründet, um einen ersten Vorschlag auszuarbeiten.

 

Gemeinschaftsvernetzung

Eine weitere Aktivität, die stattgefunden hat, ist die Vernetzung mit weiteren Gemeinschaftsinteressierten Personen. Bei einem ziemlich spektakulären Auftakt sind wir mit 85 Teilnehmenden in einen Austausch gegangen – in 15 parallelen Räumen, in denen jeweils auch eine Person der Fuchsmühle anwesend war. Viele inspirierende Gespräche wurden so dank der modernen Technik möglich! Wir waren überwältigt von dem Interesse an unserer Gemeinschaft und freuen uns, dass sich so viele Menschen auf den Weg machen und auch in Gemeinschaft leben wollen.

 

Waldkappelzoom

Wir hatten unser erstes öffentliches Gespräch mit Leuten aus Waldkappel! Circa 15 Personen sind der Einladung gefolgt und in Break-Out-Räumen konnten wir uns besser kennenlernen und Ideen austauschen. Es war eine schöne Möglichkeit auf diese Weise auf während Corona neue Kontakte zu knüpfen.

 

Wie geht es nun weiter?

Im März ist Gemeinschaftsurlaub. Wir wollen Abstand von unseren Prozessen gewinnen, Dinge sacken lassen, neue Perspektiven entstehenlassen, bevor wir im April mit frischem Wind so richtig durchstarten wollen. Dann können wir hofffentlich bald auch das erste Mal unsere Pforten für Besuch & Veranstaltungen öffnen! Wir freuen uns auf euch!

 

Eure Fuchsmühle

Wilde Sammlung von Projektideen für dieses Jahr

Ernte der Gemeinschaftsvernetzung: über drei Runden haben wir die Teilnehmer*innen, gefragt wonach sie sich sehen, welche Themen sie im Bezug auf Gemeinschaft beschäftigen und was sie sich von uns wünschen. Hier in voller Größe. Danke für die tollen Antworten!

Unser Hauseichhörchen Herbert.

Fotos

Die erste Fuhre Gartenkompost. Damit unsere Beete wachsen und gedeihen!

Geburtstagsparty von Tabea. Mit Kostümen und Schnitzeljagd in der Mühle.

Brunch mit Quiche mit krosser Tofu-Hirse-Lauch-Füllung.

Holzhackschnippsel für die Wege. Im Hintergrund wird ein Aufsteller für die Kommunalwahl der Grünen gestaltet. Dort sind auch einige von uns im neu gegründeten Kreisverband tätig und beteiligen sich am Wahlkampf für die Kommunalwahl am 14.03. 

Luisa restauriert die Mühlenfenster für unser künftiges Atelier.