Schritte im Schnee

 Dezember 

von Luisa

Heute kam der Schnee zu uns. Irgendwie ist alles plötzlich stiller, sanfter und auch ein bisschen magisch. In unserem Haus wird das Tosen ruhiger, es formt sich ein Takt ein Rhythmus klingt durch die Zimmer und hilft uns nicht zu hasten. Das weiß strahlt in unsere Räume hinein und macht sie heller.

Es ist schnell hier, wenn wir nicht wissen, was wesentlich ist. Es ist schnell hier, wenn wir das Gefühl haben etwas ist sehr wesentlich. Es ist schnell hier, wenn wir uns nicht mehr fühlen können und an unseren Häuten rütteln, um nicht mehr so allein zu sein.

Wir halten unsere Hände, die manchmal ganz groß und manchmal ganz klein sind. Wir sprechen Worte, erheben die Finger, wir werfen uns Blicke zu, manche davon sind wesentlich. Auch an anderen Orten, sind sie da die Hände. Ich spüre sie in meinem Rücken beim Geld abheben in der Bank, auf meinem Kopf mit deiner Mütze, in meinen Worten und dem Takt in dem ich gerade meine Schritte. Auf die Erde setze. Eure Hände sind da.

 Dann sind! Wir müssen! Schnell! Feuer! Getrieben! Die Welt! Sei doch so und so! Retten! Jetzt! Die Zeit! Wir sind! Zu langsam! Drängt! Ich halte! Ich halte! Ich halte! Die Zeit! Den Schmerz nicht aus! Ich will nur noch rennen! In die Landschaften! Und brüllen! Nach dem Leben!

Der Schmerz ist groß. Ich lebe in dieser Zeit, hier und jetzt, mit der Haut und den Haaren die ich trage, trage ich auch das Erbe. Der Schmerz ist groß. Ich liebe die Erde. Es lässt mich zittern, es lässt mich unsagbar mutig werden, es lässt mich verstummen, es lässt mich fallen.

Dann kommt der Schnee. Und mein Klang wird so sanft wie der Schnee. Das Feuer bekommt seinen Platz in unserem Kamin.

Eigentlich dachte ich, diese Morgende im Schnee nie wieder zu erleben. Und tauche ein in eine Zeit, in der ich noch nichts von Kollapsen wusste und mir niemand sagte, während wir mit dem Auto in die Berge fuhren, dass die Zeiten von staunenden Morgenden im Schnee bald vorbei sein werden. Der weiße Morgen kommt mir wie ein verspätetes Geschenk vor. Ein alter Kinderfreund kommt nochmal um sich zu verabschieden. Wie oft wird er wohl noch kommen?

Wir setzen Schritte. In den Schnee.